Interview mit Claudia Volke

“Berlin ist groß und “WOW” - Dresden ist romantisch!”

Vor der historischen Kulisse des Dresdner Theaterplatzes feiern jedes Jahr Zehntausende gemeinsam ins neue Jahr. Claudia Volke, Pressesprecherin der Veranstaltung, gewährt Britta Zachau von www.silvester.in einen Einblick hinter die Kulissen.

Von ihr erfahren wir, welche Wetterlagen schon bewältigt werden mussten, dass auch Kinder auf dem Theaterplatz auf ihre Kosten kommen und warum man Dresden als Alternative zur Party am Brandenburger Tor in Berlin in Betracht ziehen sollte.

Von ihr erfahren wir, welche Wetterlagen schon bewältigt werden mussten, dass auch Kinder auf dem Theaterplatz auf ihre Kosten kommen und warum man Dresden als Alternative zur Party am Brandenburger Tor in Berlin in Betracht ziehen sollte.

Von ihr erfahren wir, welche Wetterlagen schon bewältigt werden mussten, dass auch Kinder auf dem Theaterplatz auf ihre Kosten kommen und warum man Dresden als Alternative zur Party am Brandenburger Tor in Berlin in Betracht ziehen sollte.

  • Silvester.in: Wie ist die Idee entstanden, auf dem Theaterplatz in Dresden eine Silvesterfeier zu organisieren?

    Claudia Volke: Das ist 2006 im ganz kleinen Rahmen entstanden. Es gab zwei Bierwagen und einen DJ. Da hieß es zunächst: Hey, wir nutzen den superschönen Platz in Dresden und machen einfach mal eine Veranstaltung zu Silvester. Und dann wurde das immer größer. 2007 gab es das erste Mal eine beheizte Tanzfläche. Und dann kam die Idee hinzu, das Ganze knallerfrei zu machen. Denn in Dresden - das wird in anderen Städten nicht anders sein - ist die ganze Knallerei fast unerträglich und die Leute trauen sich schon gar nicht mehr auf die Straße. Wir wollten den schönen Platz schützen und ein Zeichen setzen, dass wir das hier nicht wollen. Das war 2009. Das zieht natürlich wieder die Massen an, die das super finden. Und das zog wiederum nach sich, dass wir das Gelände absperren mussten. Auf dem Platz und an den Ein- und Ausgängen sind ganz viele Sicherheitskräfte. Das hatte wiederum zur Folge, dass wir Eintritt genommen haben. Also: Die Veranstaltung ist stets gewachsen, gewachsen, gewachsen und jetzt sind jedes Jahr bis zu 20000 Menschen auf dem Platz.

  • Silvester.in: Also sind Sie mit der Idee, das private Zünden von Feuerwerk bei der Veranstaltung zu verbieten, auf Zustimmung gestoßen?

    Claudia Volke: Auf jeden Fall! Die Besucher kriegen ja ein riesiges Feuerwerk, am König Johann, der in der Mitte des Platzes steht - aber eben nicht dieses Geknalle zwischen den Füßen.

  • Silvester.in: Kontrollieren Sie, ob Menschen Böller mit auf das Gelände nehmen?

    Claudia Volke: Natürlich wird das kontrolliert, um die Sicherheit der Gäste zu gewährleisten, aber der größte Teil der Gäste hat unsere Botschaft verstanden und bringt keine Knaller mit auf das Gelände.

  • Silvester.in: Gab es schon größere Vorkommnisse oder Unfälle?

    Claudia Volke: Nein, gar nichts. Die Leute feiern einfach und haben überhaupt kein aggressives Potential, die werden ja gar nicht erst hochgeheizt in diese Richtung. Bei uns ist einfach wirklich nur Stimmung und da passiert nichts. Das ist ja das Schöne.

  • Silvester.in: Und was gibt es noch für Sicherheitsmaßnahmen auf dem Gelände?

    Claudia Volke: Wir haben eine Security-Firma, die schon seit Jahren für uns arbeitet. Die ist überall präsent und kontrolliert das Gelände, damit keine Glasflaschen oder Knaller fliegen. Man kann sich also richtig sicher fühlen.

  • Silvester.in: Wie lange sind Sie schon bei dieser Veranstaltung dabei?

    Claudia Volke: Ich bin seit 2009 dabei.

  • © Foto: Claudia Volke

    Silvester.in: Wie hat sich die Veranstaltung aus Ihrer Sicht entwickelt?

    Claudia Volke: Die Besucherzahlen haben sich ständig erhöht, es sind immer mehr Gäste gekommen, besonders von außerhalb. Wir haben 2013 eine Umfrage durchgeführt. Es stellte sich heraus, dass viele aus dem Umland kommen, um bei uns zu feiern. 2010 oder 2011 haben wir zum ersten Mal ein Kindersilvester angeboten. Normalerweise werden die Kinder ja immer irgendwann nach Hause geschickt oder die Eltern müssen mit nach Hause. Um 17 Uhr beginnt unser Fest mit einem Kinderprogramm auf und vor der Bühne, wo die Kinder spielen können. Dazu gibt es ein extra Kinderfeuerwerk.

  • Silvester.in: Das Kindersilvester ist ja einzigartig für Ihre Veranstaltung.

    Claudia Volke: Ja. Das hat sich dazu entwickelt und wird auch supergut angenommen: Der Platz ist schon nur für das Kindersilvester voll. Letztes Jahr haben wir sogar die ganzen Spiele noch stehen lassen, weil die Erwachsenen auch noch spielen wollten (lacht) Also, wir lernen jedes Jahr dazu. Es wird immer größer, schöner und erlebnisreicher.

  • Silvester.in: Das Kindersilvester richtet sich an die Kleinen. Welche Zielgruppe wollen sie abgesehen davon ansprechen?

    Claudia Volke: Nach dem Kindersilvester und bevor die Party anfängt, haben wir immer einen Zwischenact. Da haben wir vor zwei Jahren sehr gute Erfahrungen mit den “Gospel People” gemacht. Das war der Wahnsinn. Die kommen auch dieses Jahr wieder zu uns. Unsere Zielgruppe definiert sich von jung bis alt, unser Bühnenprogramm hat für alle Altersschichten das Passende dabei.

  • © Foto: Claudia Volke

    Silvester.in: Sie möchten also auch kulturell Interessierte erreichen?

    Claudia Volke: Na klar. Wir haben vor vier Jahren mal was Anderes probiert. Da wollten wir zu viel des Guten. Wir haben das Silvesterkonzert von der Semperoper nach draußen auf eine Leinwand übertragen. Das wollen die Leute nicht. Sie wollen dann schon Stimmung. Das war zu ernst. Es war natürlich etwas Beeindruckendes, auf diesem Platz, aber das ist nicht unser Publikum. Das mussten wir aber auch erst erkennen. Wir haben es probiert, aber es hat nicht funktioniert. Ich denke, mit den “Gospel People” treffen wir eine breitere Masse.

  • Silvester.in: Wann beginnen im Jahr die Planungen für die nächste Silvesterparty?

    Claudia Volke: (lacht). Eigentlich gleich danach. Am 1. Januar ist es vorbei und dann denken wir schon wieder an das nächste Jahr - einfach, damit man gute Bands und DJs bekommt. Diese Art von Fühlern strecken wir dann meistens schon aus. Im März gehen wir meist schon in den Kartenvorverkauf, aber nur online. Die richtige Planung beginnt dann im Juli und August.

  • Silvester.in: Nach der Party ist vor der Party...

    Claudia Volke: Ja, so sagt man immer.

  • Silvester.in: Und wann beginnt der Ansturm auf die Karten und wie groß ist der?

    Claudia Volke: Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dieses Online-Angebot, sich seine Karte selbst auszudrucken, hervorragend funktioniert. Dort habe ich die meisten Kartenverkäufe. Die Leute wollen es eben einfach haben. Das beginnt meistens schon im August und September.

  • Silvester.in: Ist die Veranstaltung irgendwann ausverkauft oder haben Sie bis zum letzten Tag noch Karten?

    Claudia Volke: Wir haben immer bis zum letzten Tag noch Karten gehabt. Der Platz ist ja so gestaltet, dass wir genug Fluchtwege und Ausgänge haben. Unser Sicherheitskonzept besagt, dass wir bis zu 25000 Leute auf den Platz bringen können. Und das haben wir bis jetzt noch nicht erreicht. Wir sind eher bei 18000 bis 20000. Da ist noch ein bisschen Luft. Wenn irgendwann einmal schon 25000 Karten im Vorverkauf raus gehen, müssten wir allerdings zu machen. Am Abend selbst haben wir eine gewisse Anzahl von Tickets, von denen wir wissen, dass wir sie noch verkaufen können. Da sind wir noch nie an eine Grenze gestoßen.

  • Silvester.in: Wie groß ist das Veranstaltungsgelände?

    Claudia Volke: 12000 Quadratmeter.

  • Silvester.in: Wann kann man die Details des Programms einsehen?

    Claudia Volke: Das werden wir zeitnah über Facebook kommunizieren und auf die Internetseite laden. Wir haben zwei Bands, einen DJ - das sind in diesem Jahr wieder die Partypiloten, so viel kann ich sagen. Die machen eine super Stimmung. Und dann spielen immer abwechselnd die Bands und der DJ. Und vor dem ersten Auftritt des DJs eben die “Gospel Singers”. Diese Art von Kombination hat sich über die Jahre bewährt. Mehr sollte man an Programmpunkten nicht rein nehmen, das wollen die Leute gar nicht. Die wollen feiern und Sekt trinken.

  • Silvester.in: Was erwartet die Besucher sonst noch auf dem Gelände?

    Claudia Volke: Es gibt viele unterschiedliche Sachen zu trinken und zu essen. Außerdem haben wir ein beheiztes Zelt vor der Semperoper mit Sitzplätzen und freiem Essen. Tickets hierfür gibt es unter www.silvesterstadt.de.

  • Silvester.in: Der Rest findet ja open air statt. Inwiefern sind Sie da auf schlechtes Wetter vorbereitet?

    Claudia Volke: Da hatten wir 2009 schon eine ganz böse Wetterlage mit ganz viel Schnee, das war der Wahnsinn. Zwei Tage vorher wussten wir nicht, was wir machen sollten. Wir haben dann mit Schneeschiebern den Schnee abtransportieren lassen. Das kriegen wir aber gebacken!

  • Silvester.in: Also sind Sie auf sämtliche Wetterkatastrophen vorbereitet?

    Claudia Volke: Natürlich. Wir haben auch alles schon durch. Zum Beispiel starken Regen, weshalb es dann um die Bierwagen herum schlitterig wurde. Da haben wir gestreut, dafür haben wir natürlich alles da. Schnee hatten wir, wie gesagt, auch schon. Aber wir hatten auch schon schönes Wetter, wenn man das so sagen kann. Letztes Jahr am 31. ging es ja schon in die Plusgrade. Das macht natürlich am meisten Spaß. Aber wir sind auf alle Wetterkapriolen eingestellt. Diejenigen, die dahin kommen, wissen ja, dass es kalt werden kann. Und da wird sich warm angezogen, einen Grog getrunken und dann geht’s los.

  • Silvester.in: Was ist das Besondere daran, auf dem Theaterplatz in Dresden Silvester zu feiern? Warum sollte man ausgerechnet dort sein?

    Claudia Volke: Die Atmosphäre und die Kulisse sind traumhaft. Bei uns wird bis auf das große Feuerwerk nicht geknallt. Die Stimmung ist einfach schön: fröhlich, nicht aggressiv.

  • Silvester.in: Die größte Silvesterveranstaltung in Deutschland ist ja am Brandenburger Tor in Berlin. Wie würden Sie Ihre Veranstaltung am Theaterplatz in Dresden im Vergleich einschätzen? Warum sollte man nicht in der Hauptstadt, sondern stattdessen zur Abwechslung in Dresden feiern?

    Claudia Volke: Weil wir romantischer sind! Es ist einfach nicht so größenwahnsinnig, wie das ja in Berlin normal ist. Ist ja klar, da sind ja auch viel mehr Einwohner und es ist eine riesige Stadt. Hut ab vor den Veranstaltern dort, dass die es schaffen, solche Massen zu mobilisieren. Berlin ist einfach groß und “WOW”. Und wir sind einfach… - so wie Dresden eben ist: romantisch. Mit Herz. So würde ich Dresden beschreiben. Die Kulisse der Silvesterstadt ist einfach ein Traum. Man hat den Zwinger dort, die Semperoper, die Hofkirche und den König Johann in der Mitte. Der Platz ist ideal für so eine Geschichte. Wir werden an Berlin größenmäßig nicht herankommen, das ist gar keine Frage. Aber die kommen an unsere Romantik nicht ran. (lacht)

  • Silvester.in: Was ist für die Zukunft der Silvesterstadt auf dem Theaterplatz in Dresden geplant?

    Claudia Volke: Wir sind jetzt an dem Punkt, an dem wir sagen können: So passt das jetzt. Wir versuchen uns jedes Jahr immer noch einen kleinen Gag einfallen zu lassen, zum Beispiel kleine Filmchen mit bekannten Schauspielern, die ein Grußwort senden, im letzten Jahr. Oder kleine Spots, wo wir Silvesterbräuche aus verschiedenen Ländern einfangen. Da kommen jedes Jahr immer wieder neue Ideen. Ansonsten hat sich das vom Programmablauf so bewährt, da wird sich nichts mehr ändern.

  • Silvester.in: Sind Sie auch jedes Jahr vor Ort?

    Claudia Volke: Ja. Ich bin seit Jahren an Silvester auf dem Theaterplatz (lacht).

  • Silvester.in: Sind Sie immernoch gern dort?

    Claudia Volke: Ich bin gerne dort. Ich bin sowieso super gerne auf Veranstaltungen. Wir sind eine gute Truppe. Das hat sich über die Jahre gut eingespielt, dass auch immer wieder dieselben Leute dabei sind. Das geht alles Hand in Hand. Und das macht mit einem guten Team dann einfach Laune. Man muss natürlich immer konzentriert sein, keine Frage. Aber das Team zieht einfach so gut mit, dass es dann auch viel Spaß macht. Der Aufbau geht schon fünf Tage vorher los, da wird der Platz ausgemessen und die Bühne aufgebaut. Das braucht ja alles seine Zeit.

  • Silvester.in: Wie viele Vorsätze haben Sie zum Jahreswechsel im Durchschnitt?

    Claudia Volke: Keine. Nein. Weil das Quatsch ist.

  • Silvester.in: Warum?

    Claudia Volke: Weil man sich nicht immer nur zum Jahreswechsel etwas vornehmen sollte. Dann verkrampft man. Ob man sich das Rauchen abgewöhnen, weniger trinken oder lieber zu seinem Mann sein will… entweder man macht es das ganze Jahr oder gar nicht. Ich halte nicht viel davon, dass man den Jahreswechsel dazu nimmt, großartige Dinge verändern zu wollen.

  • Silvester.in: Ist der Brauch, sich zu Silvester etwas vorzunehmen, vielleicht nicht mehr zeitgemäß?

    Claudia Volke: Nein, das ist Vergangenheit, dass man das genutzt hat. Dafür ist Silvester ja auch ein bisschen da, dass man einen Cut macht und sagt: So, die die bösen Geister werden weggeschlossen und jetzt wird alles besser. Aber ich halte das schon ein bisschen für Quatsch.

  • Silvester.in: Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview mit Claudia Volke führte Britta Zachau. Wenn du Fragen zum Interview hast, erreichst du Britta einfach per E-Mail unter [email protected].